Sonntag, 6. November 2011

Das Huhn im Herbst.


Ich koche gern, aber ich häng es nicht an die große Glocke. Ich mache auch keine Fotos von meinem Essen und stell sie hier ein. Ich mag keine Unschärfe auf meinem Salat. Das ist ein Grund. Ein anderer ist, dass ich mit großer Vorliebe und gerade zu dieser Jahreszeit Eintöpfe zubereite. Allein das Wort ist schon so attraktiv wie der Gedanke an ein Bad in der Nordsee im Januar. Und was das Aussehen betrifft... das macht es selten besser.

Trotzdem, wenn ich über etwas Gutes stolpere, teile ich es gern. Auch, wenn es ein Eintopfgericht ist. Oder, präziser: Stew (der englische Begriff dafür. Und da soll nochmal einer sagen, auf Englisch würde alles besser klingen).

Vor etwa drei Jahren kochte mein Londoner Freund Simon das folgende Gericht für mich und ich war derartig begeistert, dass ich mir von ihm das Rezept schicken ließ. Dann vergaß ich es, Asche auf mein Haupt. Als ich aber letzten Sonntag auf der Suche nach einem Waffel-Rezept meine Kochbücher durchforstete, segelte mir der Computerausdruck vor die Füße, und weckte mein Interesse. Zu Recht, wie ich heute feststellen durfte.

Ich rate dringlichst (zumindest allen Nicht-Vegetariern) dazu, dieses Gericht nachzukochen. Es ist das perfekte Herbstessen. Und so schlecht sieht es dann, dank Rotwein und leuchtend organgenen Kürbisstückchen, auch gar nicht aus. Beweisfotos auf Anfrage. Und ein großes, verspätetes Danke schön an Simon.

Ta-ta-da-da! Chicken Chorizo Stew! (einfach dem Link folgen...)



Zutatenliste:

Chorizo (etwas mehr als  200 g)
eine große Zwiebel
zwei Selleriestangen
eine große Karotte
drei Knoblauchzehen
vier Hühnerkeulen
ein kleinerer Kürbis
Mehl
zwei großzügige Gläser Rotwein
250 ml Hühnerbrühe
Kleinkram: 
Öl, frische Thymianzweige, Lorbeerblätter, Chiliflocken, Paprikapulver, und, klar, Salz & Pfeffer.

Jetzt wird gekocht - in elf Schritten:

01. Öl in einer Pfanne erhitzen, die Chorizo in kleine Würfel schneiden und bei mäßiger Hitze anbraten. Hauptsache nichts brennt an, und das knapp sieben Minuten lang.

02. Genug Zeit, um Zwiebel, Sellerie und Karotte zu schälen und klein zu schneiden. Wenn man geübt ist. Sonst macht man das besser vorher, damit das Kochen nicht in Stress ausartet.

03. Alles klein gemacht? Gut. Ab damit in die Pfanne und mit der Wurst bei kleiner Hitze weiterbraten, drei, vier Lorbeer dazuwerfen und Deckel drauf. So köchelt das Ganze 10 Minuten vor sich hin, ab und zu rühren.

04. Achtung, jetzt kommt das Huhn ins Spiel: Die Keulen waschen und häuten. Dabei kann es passieren, dass man sich ein bisschen barbarisch vorkommt. Keine Panik. Das geht vorbei.

05. In einer Schale ein wenig Mehl mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver mischen und die nackten Hühnerkeulen darin wälzen.

06. Die Wurstangelegenheit! Schnell mal in der Pfanne nach dem Rechten sehen.Wahrscheinlich sind die zehn Minuten schon längst überzogen. Das macht aber an sich nichts. Einfach die Pfanne von der Herdplatte ziehen und stattdessen einen schweren, großen Kochtopf draufstellen. Öl rein, Temperatur hochdrehen und rein da mit den Keulen.
(an dieser Stelle rät Simon: brown the thighs, in batches if your thighs are enormous (ha!) - das findet auch wirklich nur ein Mann komisch...)

07. Wenn das Mehl auf den fetten Keulen also insgesamt etwas angebräunt ist: Rotwein und Brühe zum Ablöschen drüberkippen, Thymianzweige, noch einen halben Teelöfel Paprikapulver und Chiliflocken dazu und schließlich den Inhalt der Wurstpfanne hinzufügen. Und rühren. Immer rühren.

08. Aufkochen und dann die Temperatur herunterdrehen, bis der Eintopf / Stew friedlich vor sich hinblubbert. Blubbert. Nicht schäumt. Dies ist ein gemütlicher Eintopf.

09. Deckel drauf und eine bis anderthalb Stunden mal was anderes machen. Lesen zum Beispiel. Ich empfehle 'Liebe geht anders' von Katarina Fischer.

10. Jetzt ist der Kürbis dran. In mundgerechte Stücke schneiden, den Deckel vom Topf nehmen, Kürbis in den Topf schubsen und schnell wieder zudecken. Wenn der Kürbis zu groß war und nicht alles in den Topf passt, kann man aus dem Rest noch eine kleine Suppe machen. Zum Beispiel. Ach, und jetzt wär es auch Zeit für den Knoblauch. Kleinhacken und ab in den Topf damit.

11. 30 Minuten später ist es dann soweit. Der Eintopf ist fertig. Pünktlich zum Sonntagabend-Krimi. Wenn das kein Grund zur Freude ist!

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